Thomas Luckmann (14. Oktober 1927 - 10. Mai 2016)
Thomas Luckmann wurde am 14.10.1927 in Jesenice (im heutigen Slowenien) – geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik, romanistische Sprachwissenschaft und Literatur, vergleichende Linguistik und Psychologie an den Universitäten Wien und Innsbruck sowie an der »New School for Social Research« in New York. Unter seinen Lehrern waren Carl Meyer, Albert Salomon und Alfred Schütz. 1955 erlangte er den Magistergrad in Philosophie und im selben Jahr wurde er Dozent an der »Graduate Faculty« der »New School«. Bereits 1956 wurde ihm der Doktortitel in Soziologie verliehen und er erhielt eine Anstellung an der »Abteilung für Anthropologie und Soziologie« am New Yorker Hobart College. 1960-1965 war er zunächst »Assistant« und später »Associate Professor« an der soziologischen Fakultät der »New School« und er kehrte 1965 nach Europa zurück, um eine Professur für Soziologie an der Universität Frankfurt anzunehmen, von wo aus er fünf Jahre später einem Ruf an die Universität Konstanz folgte, an der er von 1970 bis zu seiner Emeritierung (1994) als Professor für Soziologie tätig war. Seine bedeutendsten Veröffentlichungen sind »Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit« (1966; mit Peter L. Berger), »Die unsichtbare Religion« (1967), »Strukturen der Lebenswelt« (1973; basierend auf Notizbüchern von Alfred Schütz).
Als Soziologe stellte sich Luckmann in die Tradition von Max Webers Verstehender Soziologie. Zudem war Luckmanns sozialtheoretischer Ansatz stark von der Sozialphänomenologie Alfred Schütz′ beeinflusst. In einem Interview bezeichnete er Alexandre de Tocqueville und Wilhelm von Humboldt als seine wissenschaftlichen Vorbilder.
Bekannt wurde Luckmann vor allem für seine Neuformulierung der klassischen, auf Max Scheler und Karl Mannheim zurückgehenden Wissenssoziologie. Indem er deren philosophische Ausrichtung zurückstellte, entwickelte er ihre Ideen weiter und machte sie für die empirische Forschung fruchtbar, wodurch er (zusammen mit Peter L. Berger) zum Gründer einer modernen, hermeneutischen Wissenssoziologie wurde. In Fortführung zentraler Aspekte der Theorie seines Lehrers Alfred Schütz prägte Luckmann den Ausdruck »Protosoziologie« – eine phänomenologisch orientierte »Grundlagendisziplin« der Sozialwissenschaften, die versucht, universale Strukturen der menschlichen Weltorientierung herauszuarbeiten. Außerdem veröffentlichte Luckmann bedeutende Beiträge besonders zur Religionssoziologie, zur Soziologie der Moral und der Zeit sowie zur Frage der Identität.